Kindesmissbrauch - Lügendetektoren im Einsatz vor Familiengerichten | deutschlandfunkkultur.de

2022-10-15 05:14:30 By : Ms. Eleanor Deng

Egal ob Bio-Nazis, DDR-Wochenkrippen oder Tabuthema Menstruation – das Zeitfragen-Feature von Deutschlandfunk Kultur beleuchtet die Hintergründe. Jede Woche greifen wir die wichtigsten Fragen unserer Zeit aus Politik, Umwelt, Wirtschaft, Geschichte, Literatur, Wissenschaft und Forschung auf.

Situation in den USA 1935 kommt der Polygraph in den USA erstmals vor Gericht zum Einsatz: Zwei Männer bestehen den Test nicht und werden des Raubüberfalls auf eine Apotheke in Portage, Wisconsin schuldig gesprochen. 1966 wird die amerikanische Berufsvereinigung der Polygraphen-Prüfer gegründet. Sie legt Ausbildungsstandards fest und macht Öffentlichkeitsarbeit. Heute hat sie rund 2800 Mitglieder. 2018 berichtet das US-amerikanische Magazin „Wired“, dass in den USA jährlich rund zweieinhalb Millionen Polygraphentests durchgeführt werden. Morrisson Bonpasse, Autor und Geschäftsführer der NGO „BonPasse Exoneration Services“, die sich für unschuldig Inhaftierte einsetzt, hält den Einsatz von Polygraphen vor Gerichten für unbedingt notwendig. In einem 2013 veröffentlichten Aufsatz fasst er die Bedeutung von Polygraphentests in den USA seit 1939 zusammen: 215 Entlastungen gehen demnach auf das „Konto der Lügendetektoren“.

Die Untersuchung mit einem Polygraphen ist im Sorge- und Umgangsrechtsverfahren ein geeignetes Mittel, einen Unschuldigen zu entlasten.

Undeutsch, Udo und Klein, Gisela: BGH-Gutachten „Psychophysiologische Aussagebeurteilung“ in Praxis der Rechtspsychologie, 9. Jahrgang, Sonderheft Juli 1999.

Der Fall Harry Wörz Das Landgericht Karlsruhe verurteilt Harry Wörz 1998 wegen versuchten Totschlags zu elf Jahren Haft. Wörz unterzieht sich einem Polygraphentest, der ihn entlastet. Gravierende Ermittlungsfehler werden festgestellt. Wiederaufnahme des Verfahrens. Nach viereinhalb Jahren Haft wird Harry Wörz entlassen und Jahre später freigesprochen.

Autor: Tom Noga Regie: Roman Neumann Technik: Christoph Richter und Sonja Maronde Erzähler: Max Urlacher Zitatorin: Ilka Teichmüller Redaktion: Franziska Rattei